Schlafstörungen im Alter

Schlafstörungen
Kapitän der am Ruder eingeschlafen ist.
Gerade in den Industrienationen rücken Schlafstörungen immer mehr in den Fokus. Schätzungsweise jeder zehnte Erwachsene leidet unter Schlafstörungen, bei den über 65-jährigen sind es sogar die Hälfte. Bei Schlafstörungen werden Ein- und Durchschlafstörungen unterschieden. Bei Einschlafstörungen klagen Betroffene darüber, dass sie schwieriger in den Schlaf finden und nach dem Zubettgehen noch lange wach liegen. Wird der Nachtschlaf von längeren Phasen des Wachseins unterbrochen, spricht man von Durchschlafstörungen. Beides kann tageweise immer mal bei jedem von uns auftreten. Dauert dieser Zustand jedoch länger als 4 Wochen an und kommt dann auch eine Tagesmüdigkeit mit Leistungsschwäche und Konzentrationsproblemen hinzu, wird von chronischen Schlafstörungen (Insomnie) gesprochen. Diese sollten auf jeden Fall beim Arzt abgeklärt haben.

Warum nimmt das Auftreten von Schlafstörungen im Alter zu?

Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Prozesse innerhalb unseres Körpers mit zunehmendem Alter verändern, meist verlangsamen sie sich. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab. Das vollzieht sich individuell sehr unterschiedlich und reicht als Erklärung für die Zunahme der Schlafstörungen im Alter bei weitem nicht aus.

Es ist vielmehr ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die zu Schlafstörungen im Alter führen können bzw. diese begünstigen.

Mit dem Eintritt ins Rentenalter und dem Ausstieg aus dem Berufsleben geht oft der feste Tagesablauf verloren. Es gibt von einem Tag auf den anderen keine festen Aufsteh- und Zubettgehzeiten mehr. Nicht selten kommt es dadurch zu einer Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus‘ bei älteren Menschen. Sie gehen häufig früher ins Bett und wachen dementsprechend deutlich früher auf – manchmal zwischen 3 und 4 Uhr. Die frühen Zeiten am Morgen können dann wiederum zu einer Tagesmüdigkeit führen, welche durch mehr oder weniger lange Mittagsschläfchen ausgeglichen werden soll. Diese kleinen Schläfchen tagsüber sorgen jedoch wieder dafür, dass abends keine Müdigkeit aufkommen möchte und sich somit der Nachtschlaf nicht einstellt – ein Teufelskreis.

Ein weiterer Faktor stellt der reduzierte Aufenthalt im Freien dar. Das Tageslicht spielt eine wichtige Rolle für den Tag-Nacht-Rhythmus. Sind wir dem Tageslicht weniger ausgesetzt, führt dies meist zu einer Minderung der Schlafqualität.

Chronische Erkrankungen wie Arthrose, Diabetes mellitus, Herz-/Kreislauferkrankungen u. v. m. und die häufig damit verbundene regelmäßige Einnahme von Medikamenten sind weitere Faktoren, die Schlafstörungen begünstigen können.  Auf der einen Seite ist es die mit der Erkrankung verbundene Symptomatik wie z. B. dauerhafte Schmerzen, nächtliches Wasserlassen etc., auf der anderen Seite sind es evtl. Nebenwirkung der Medikamente, die immer wieder zur Unterbrechung des Schlafs bzw. zu Schlafstörungen führen.

Auch tragen manche chronischen Erkrankungen zusätzlich dazu bei, dass ältere Menschen unter Bewegungsmangel leiden. Ein moderates, an die individuellen körperlichen Fähigkeiten angepasstes Bewegungsprogramm kann sich positiv auf die Schlafstörungen auswirken.

Welche Maßnahmen können gegen die Schlafstörungen helfen?

Wer schon einmal unter Schlafstörungen gelitten hat weiß, dass man Schlaf nicht erzwingen kann. Aber für gute Rahmenbedingungen – auch Schlafhygiene genannt – kann man sorgen. Für einen gesunden Schlaf haben sich folgende Maßnahmen bewährt:

  • Ein abgedunkeltes, nicht zu warmes und nicht zu kaltes Schlafzimmer (ideal sind 16° - 20° C) sowie eine bequeme Matratze sind die Grundvoraussetzungen.
  • Verbannen Sie Fernseher, Stereoanlagen und Mobilfunkgeräte aus dem Schlafzimmer.
  • Koffeinhaltige Getränke sollten bereits ab dem Nachmittag nicht mehr zu sich genommen werden.
  • Alkohol sollte spätestens drei Stunden vor dem Schlafengehen gemieden werden.
  • Schwere Mahlzeiten wie Schweinebraten u. ä. sind dem gesunden Schlaf eher nicht zuträglich, die Abendmahlzeit sollte leicht bekömmlich sein.
  • Feste Rituale, in aller erster Linie feste Zu Bett- und Aufstehzeiten sind gerade bei älteren Menschen sehr hilfreich und tragen zu einer Stabilisierung des Tag-Nacht-Rhythmus‘ bei.
  • Nickerchen tagsüber oder ein Mittagsschläfchen können die Nachtruhe erheblich beeinflussen. Beschränken Sie sie daher auf max. 20 Minuten am Tag. Gerade im Alter sollte der Schlaf auf die Nacht begrenzt sein.
  • Kurze Spaziergänge tagsüber, besonders aber ein kleiner Abendspaziergang, können sich sehr positiv auf die Schlafqualität auswirken.
  • Hausmittel wie eine warme Milch mit Honig oder ein Kräutertee am Abend sind hilfreich, um die Einschlafzeit zu verkürzen

Parallel zu diesen Maßnahmen ist es wichtig, dass die Schlafstörungen mit einem/r Ärzt*in besprochen werden. Wenn es einen Zusammenhang mit einer Medikation gibt, wäre abzuklären, ob es sich bei den Schlafstörungen um Nebenwirkungen eines speziellen Präparats oder aber um Wechselwirkungen zwischen Präparaten handeln könnte. In manchen Fällen reicht es, ein Medikament gegen eines mit gleicher Wirkweise, aber anderer Zusammensetzung, auszutauschen und die Schlafstörungen lassen nach.

Pflanzliche Unterstützung bei Schlafstörungen

Wenn sich trotz aller Tipps und Tricks zum gesunden Schlaf sowie des Checks der Medikamente kein gesunder und erholsamer Schlaf einstellen will, gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten bei Schlafstörungen.

Zur Verfügung stehen neben pflanzlichen Präparaten ärztlich verordnete synthetische Medikamente wie z. B. Benzodiazepine oder sog. Z-Substanzen. Diese Präparate sind jedoch nicht ohne Risiko in der Einnahme. Einerseits kann es auch hier zu Wechselwirkungen mit anderen vom Patienten eingenommenen Medikamenten kommen, andererseits können diese synthetischen Präparate zur Abhängigkeit führen. Auch klagen viele Betroffene über einen sog. Hang-over am nächsten Morgen. Sie fühlen sich erschlagen und wenig erholt durch den Schlaf. Besonders bei älteren Patienten ist dadurch die Sturzgefahr tagsüber erhöht.

Pflanzliche Schlafmittel können eine natürliche und risikoarme Behandlungsalternative darstellen und werden in der Regel gut vertragen. Neben Melisse, Passionsblume und Lavendel haben Extrakte aus der Baldrianwurzel und dem Hopfen eine lange Anwendungstradition – häufig auch in Kombination. Sie erleichtern das Einschlafen und verbessern das Durchschlafen ohne das Risiko eines Hang-overs am nächsten Morgen.

Die Melisse wird traditionell bei nervös bedingten Einschlafstörungen sowie Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.

Häufig findet sich auch die Passionsblume in pflanzlichen Präparaten. Ihrer angstlösenden, beruhigenden und schlaffördernden Wirkung wegen wird sie sehr geschätzt. 

Der Lavendel wurde bereits von den Benediktinermönchen im frühen Mittelalter bei innerer Unruhe, nervöser Erschöpfung und Einschlafstörungen eingesetzt.

Hopfen wirkt ähnlich wie unser körpereigenes Melatonin. Melatonin wird von unserem Gehirn bei Dunkelheit ausgeschüttet und macht uns müde.

Der Baldrian ist in unserer Kultur eine der zentralen Heilpflanzen. Bei der Auswahl des Präparates sollte jedoch darauf geachtet werden, dass deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt und untersucht wurde. So ist Baldrianextrakt nicht gleich Baldrianextrakt. Nur Extrakte, die mit dem Lösungsmittel Methanol aus der Pflanze gewonnen wurden, setzen die schlaffördernden Lignane frei und können daher effektiv bei Schlafstörungen eingesetzt werden.

Fragen Sie daher gezielt in der Apotheke nach solchen Präparaten.