Schlafstörungen: Welches Schlafmittel ist wann das Richtige?

Schlafstörungen
Viele Menschen leiden unter chronischen Schlafstörungen. Deshalb greifen zahlreiche davon regelmäßig zu einem Schlafmittel. Die Auswahl an Präparaten ist riesig, doch nicht jedes Schlafmittel ist für jeden geeignet. Welches Schlafmittel ist wann das Richtige? Wir geben Ihnen einen Überblick. In diesem Beitrag haben wir für Sie alles Wichtige und Wissenswerte rund um das Thema Schlafmittel zusammengestellt.

Welche Schlafmittel gibt es?

Zur Behandlung einer Schlafstörung gibt es zahlreiche Schlafmittel. Manche davon sind verschreibungspflichtig und werden daher nur unter sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko eines Arztes / einer Ärztin auf einem Rezept verordnet. Andere sind rezeptfrei und können in der Apotheke ohne Rezept gekauft werden.

Rezeptpflichtige Schlafmittel

Rezeptpflichtige Schlafmittel sind Arzneimittel, die eine Apotheke Ihnen nur auf Verordnung mittels eines Rezeptes von einem Arzt / einer Ärztin abgeben darf. Eine Verordnung ist deswegen notwendig, weil rezeptpflichtige Arzneimitteln zwar sehr wirkungsvoll sind, allerdings auch zu zahlreichen Neben- und Wechselwirkungen führen können und daher ggf. weiterer Beratung bedürfen. Die Verordnung stellt sicher, dass die Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden können. 

Rezeptpflichtige Schlafmittel enthaltenen Substanzen wie Benzodiazepine oder die ähnlich wirkenden sogenannten „Z-Substanzen“ wie Zopiclon, Zolpidem oder Zaleplon. Diese wirken primär angstlösend, entkrampfend, muskelentspannend und dämpfend. Jedoch können diese auch zu vermindertem Antrieb, Benommenheit, Schwindel sowie zu einer allgemeinen emotionalen Abstumpfung führen. Außerdem besitzen diese Substanzen ein hohes Abhängigkeitspotential. Daher sollten diese nur kurzfristig und ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht, eingenommen werden! [1]

Nicht rezeptpflichtige Schlafmittel

Es gibt drei Gruppen von rezeptfreien Schlafmitteln aus der Apotheke: Antihistaminika, die pflanzlichen Schlafmittel und das Hormon Melatonin.

1. Antihistaminika

Antihistaminika sind Schlafmittel, die ursprünglich als Allergiemittel zum Beispiel gegen Heuschnupfen Verwendung gefunden haben. Aufgrund ihrer - als Nebeneffekt - müde machenden Wirkung, werden Sie mittlerweile auch als Schlafmittel eingesetzt. 

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Schlafmittel ein Antihistaminikum ist, finden Sie die Bezeichnungen „Doxylamin“ oder „Diphenhydramin“ auf der Verpackung unter „Wirkstoffe“, da dies die typischen Wirkstoffe eines Antihistaminikums sind. 

Histamin ist ein Neurotransmitter, also ein Botenstoff zwischen Nerven, welcher Signale überträgt und Nervenzellen aktiviert. Antihistaminika blockieren Histamin-Rezeptoren, d.h. nicht die Ausschüttung von Histamin im Körper, sondern das Andocken an Körperzellen. Wenn Histamin also nicht andocken kann, werden die Nervenzellen im Gehirn nicht aktiviert (wach machende Wirkung) und es entsteht Müdigkeit. 

Da Antihistaminika nur langsam vom Körper abgebaut werden, besteht das Risiko, dass die Wirkung am nächsten Tag oder beim Aufstehen in der Nacht immer noch vorhanden ist (Hangover-Effekt). Bei häufiger Einnahme kann es weiterhin zu einer Gewöhnung mit Wirkungsverlust und Dosiserhöhung kommen, die eine Abhängigkeit begünstigen kann. Zudem besitzen sie auch muskelentspannende Wirkungen und können die Reaktionsfähigkeit herabsetzen, dies steigert das Sturzrisiko v. a. bei älteren Personen.[2] Seit längerem wird daher auch auf gesundheitspolitischer Ebene diskutiert, ob Antihistaminika insbesondere bei Personen ab 65-Jahren der Rezeptpflicht unterstellt werden sollten.[3]

2. Pflanzliche Schlafmittel

Pflanzliche Schlafmittel werden vor allem auf Grund ihres natürlichen Ursprungs sehr geschätzt. Sie enthalten speziellen Pflanzenstoffe oder -extrakte, von denen bekannt ist, dass sie eine beruhigende oder schlaffördernde Wirkung haben. Dazu gehören u. a. Baldrian, Hopfen, Melisse, Lavendel und Passionsblume sowie in der ayurvedischen Medizin bekannte Ashwagandha („Schlafbeere“ oder indischer Ginseng).

Die Wirkung von pflanzlichen Schlafmitteln kann sehr unterschiedlich sein, da es sich meistens um eine Mischung von vielen Stoffen aus der Pflanze handelt. Je nachdem wie die enthaltenden Stoffe aus den Pflanzen gewonnen wurden, können sich Zusammensetzung und Wirkung erheblich unterscheiden. So ist es beispielsweise möglich, dass aufgrund unterschiedlicher Herstellungsverfahren ein Baldrianextrakt ganz andere Inhaltsstoffe aufweist, als ein an anderer Baldrianextrakt. Wichtig ist es deshalb ein pflanzliches Schlafmittel zu verwenden, das ausreichend relevante Wirkstoffe enthält und dessen Wirksamkeit und Verträglichkeit umfassend in Studien untersucht wurde.

Die meisten pflanzlichen Schlafmittel besitzen eine allgemein beruhigende und entspannende Wirkung. Ihre Wirkung beruht auf einer Herunterregulierung des gesamten Nervensystems. Sie wirken somit nicht primär auf den Schlaf, sondern vermitteln die schlaffördernde Wirkung über Beruhigung und Entspannung des Körpers.

Es gibt jedoch auch pflanzliche Schlafmittel die gezielt auf den Schlaf wirken. Dazu gehören beispielsweise speziell gewonnene Pflanzenextrakte aus Baldrian und Hopfen wie in ALLUNA® Schlaf. Der Extrakt in ALLUNA® Schlaf enthält so genannte Schlaflignane. Dies sind spezielle Wirkstoffe die direkt an Rezeptoren binden können, die für den Schlaf verantwortlich sind. Auf diese Weise kann der natürliche Schlafrhythmus unterstützt werden.

Tipp: In Drogeriemärkten frei verfügbare Schlafmitteln sind meist Nahrungsergänzungsmittel ohne Untersuchungen zur Wirksamkeit, geringerer Wirkstoffzusammensetzung und deren Auswirkungen auf die Gesundheit. Nutzen Sie die Beratungskompetenz der Apotheke und lassen Sie sich dort zu einem individuell für Sie geeigneten pflanzlichen Schlafmittel beraten.

3. Melatonin

Melatonin ist ein Hormon, das in unserem Gehirn in der Zirbeldrüse natürlicherweise produziert wird. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Schlaf-Wach-Zyklus. Sobald es dunkel ist, wird Melatonin produziert und bereitet den Körper auf den Schlaf vor. Licht (Helligkeit am Tag) hemmt die Melatoninproduktion. 

Die Wirkung wird durch Bindung an den Melatoninrezeptor im Gehirn vermittelt. Dadurch sinkt die Körpertemperatur, die Gefäße erweitern sich, der Stoffwechsel verlangsamt sich und der Körper wird in einen Zustand der Schlafbereitschaft versetzt. Melatonin verkürzt die Einschlafzeit, hat aber keinen wissenschaftlich bewiesenen Einfluss auf das Durchschlafen oder die Schlafqualität.

Da Melatonin grundsätzlich selbst vom Körper produziert wird, ist eine Einnahme vor allem dann sinnvoll, wenn zu wenig Melatonin vorliegt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Schlafrhythmus von Reisenden durch verschiedene Zeitzonen durcheinandergebracht wird (Jet-Lag) und man das Einschlafen (z. B. in einer neuen Zeitzone) kurzfristig fördern möchte. Aber auch mit dem Alter kann ein Melatoninmangel unter Umständen vorliegen. 

Einige Gesundheitsexpert:innen sehen es teilweise kritisch, dass neben rezeptpflichtigem Melatonin (Tagesdosierungen ab 2 mg Melatonin) aus der Apotheke auch freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel in verschiedenen Melatonin-Dosierungen im Supermarkt oder in Drogeriemärkten erhältlich sind. Auch bei Melatonin gibt es zahlreiche mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Dazu zählen bspw. andere Schlafmittel wie Z-Substanzen, Medikamente bei Depressionen oder östrogenhaltige Verhütungspräparate. Ebenso können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Migräne oder Benommenheit auftreten.[4]

Wichtig: Besprechen Sie daher mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin vor der Einnahme von melatoninhaltigen Präparaten über mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen, wenn Sie noch weitere Medikamente einnehmen, um deren Wirkung nicht zu beeinflussen.

Tipp: Wichtig ist die Verkehrsbezeichnung auf der Verpackung. Der Aufdruck „Nahrungsergänzungsmittel“ gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um Dosierungen und / oder Inhaltsstoffe handelt die keine untersuchte Wirkung haben, sondern nur der Ergänzung von Nährstoffdefiziten dienen. Nahrungsergänzungsmittel dienen nicht der Behandlung von Krankheiten, auch wenn die Verpackungen ähnlich wie Arzneimittel aussehen. 

Diese Übersicht dient der Einordnung dazu, welche Präparate bei Schlafstörungen zum Einsatz kommen können. Ob und welches Schlafmittel für Sie sinnvoll ist, sollte mit fachkundigen Ärzt:innen bzw. medizinischen Therapeut:innen oder Apotheker:innen individuell besprochen werden.

Literatur
[1] https://www.gesundheitsinformation.de/schlafstoerung-behandlung-mit-schlaf-und-beruhigungsmitteln.html
[2] https://www.gelbe-liste.de/selbstmedikation/schlafstoerungen/h1-antihistaminika
[3] https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Gremien/Verschreibungspflicht/82Sitzung/anlage8.pdf?__blob=publicationFile
[4] https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/circadin-epar-product-information_de.pdf